Büro

Design Thinking – Einstieg in 10 Schritten

Wir werden häufig gefragt, ob man Design Thinking auch selbst ausprobieren kann.

Klar – das geht! Hier sind 10 Schritte, mit denen Sie sofort starten können.

Natürlich umfasst Design Thinking sehr viel mehr Aspekte. Aber jeder Weg beginnt bekanntlich mit einem ersten oder mehreren ersten Schritten.

Schritt 1: Das Problem verstehen

Ihr Auftraggeber gibt Ihnen mündlich eine Aufgabe.

Überlegen Sie: Handelt es sich bei der Aufgabenstellung um die Beschreibung einer gewünschten Lösung oder um die Beschreibung eines zu lösenden Problems?

  • Beispiel für Lösungsbeschreibung: „Bauen Sie eine App für Sportmuffel.“
  • Beispiel für Problemstellung: „Wie können wir Menschen, denen es schwer fällt, sich zum Sport aufzuraffen, helfen, öfter ihren inneren Schweinehund zu überwinden?“

Falls die Aufgabenstellung in Form einer Lösung beschrieben ist, versuchen Sie, diese in eine Problemstellung umzuwandeln. Formulieren Sie diese schriftlich in einem Satz und stimmen Sie diesen mit dem Auftraggeber ab. Haben Sie die Aufgabe so verstanden, wie er sie meint? Formulieren Sie den Satz falls notwendig neu – bis beide Seiten dazu „nicken“ können.

zielgruppeEs ist wichtig, dass Ihnen klar ist, für wen die Problemlösung wirklich gedacht ist (Kunde, Kollegen, Auftraggeber). Manchmal gibt es eine Kette von Kunden oder Menschen, die eine Problemlösung brauchen – visualisieren Sie diese gemeinsam mit Ihrem Auftraggeber auf einem Blatt und markieren Sie, für wen die Lösung tatsächlich sein soll.

Hinweis: Vielen fällt es schwer, schriftlich zu formulieren, was die Aufgabe ist, weil Sie sich nicht sicher sind, ob Sie wirklich alles verstanden haben. Doch genau darum geht es – die schriftliche Formulierung soll Ihnen helfen, das richtige Verständnis zu entwickeln und auch die Verbindlichkeit zwischen Ihnen und Ihrem Auftraggeber erhöhen.

Schritt 2: Abwarten und Recherchieren

Sie wissen jetzt, was gesucht ist. Die meisten Menschen überlegen sich jetzt direkt Lösungswege. Warten Sie damit noch eine Weile. Verschaffen Sie sich erst einen Überblick über mögliche weitere Informationen, die im Zusammenhang mit der Fragestellung wichtig sein könnten.

  • googeln Sie die Kernbegriffe
  • gehen Sie mit der Fragestellung zu einem oder mehreren Kollegen und bitten Sie um deren erste Gedanken dazu
  • hören Sie den Kollegen einfach ein paar Minuten zu, ohne sie zu unterbrechen. Halten Sie dabei Pausen aus
  • machen Sie sich nebenher ein paar Notizen und fassen nach ein paar Minuten zusammen, was sie gehört haben. Geben Sie dabei Ihrem Kollegen die Gelegenheit, Missverständnisse zu korrigieren.
  • googeln Sie erneut
  • sammeln Sie alle interessanten Artikel, die sie zu dem Thema finden können (z.B. Infos über Technologie oder gesellschaftliche Entwicklungen, kritische Artikel, Infos über mögliche Kunden)

Schritt 3: Zusammenfassen

Breiten Sie die gesammelten Informationen vor sich aus und überlegen Sie, welche neuen Erkenntnisse sie gewonnen haben.

Schreiben Sie drei zentrale Erkenntnisse in ganzen Sätzen auf drei Din A4-Blätter.

Schritt 4: Kunden visualisieren

Gibt es einen bestimmten Kunden oder anderen Stakeholder, auf den die Erkenntnisse besonders gut passen?

Beschreiben Sie diese Person wie einen guten Bekannten
:

  • wie heisst er/sie?
  • wie alt ist er/sie?
  • in welcher Lebensphase befindet sich die Person?
  • welche Vorlieben hat sie (Essen, Hobbies, Bücher, Magazine, Sportarten…)
  • welche Stärken und Schwächen hat die Person?
  • zeichnen Sie das Gesicht der Person oder schneiden Sie ein passendes Gesicht aus einer Zeitschrift aus

Schreiben Sie auf ein anderes Blatt, was sie glauben, wie sich die Person fühlt:

  • was bewegt die Person?
  • worüber denkt die Person nach, wenn sie ein paar Minuten zur Ruhe kommt (im Auto, abends auf dem Sofa…)

Überlegen Sie, wie Sie der Person helfen können, über sich selbst hinauszuwachsen.

Fassen Sie in einem Fragesatz zusammen, wie Ihre in Schritt 3 gewonnenen Erkenntnisse und die Person zusammenpassen.

Schreiben Sie dafür Ihre Problemstellung um.

personaAnfängliche Problemstellung: „Wie können wir Menschen, denen es schwer fällt, sich zum Sport aufzuraffen, helfen, öfter ihren „inneren Schweinehund“ zu überwinden?“

Neue Problemstellung: „Wie können wir Lena, der 35-jährigen Marketingassistentin helfen, regelmäßiger Sport zu machen, damit sie sich attraktiver fühlt und nicht so ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie Süßigkeiten isst?“

Schritt 5: Ideen überlegen

  • verlassen Sie Ihren gewohnten Arbeitsplatz. Falls das nicht möglich ist, drehen Sie 
einfach Ihren Stuhl um und schauen Sie in die andere Richtung.
  • legen Sie die personalisierte Problemstellung vor sich hin, die sie am Ende von Schritt 4 formuliert haben.
  • überlegen Sie sich 25 Minuten lang mögliche Ideen, wie Sie Ihrer „Person“ helfen können
  • unterbrechen Sie Ihre Ideenfindung und bewegen Sie sich ein paar Minuten an der frischen Luft
  • machen Sie mit anderen Aufgaben weiter
  • schlafen Sie eine Nacht über die Ideen
  • am nächsten Morgen schauen Sie sich Ihre Listen mit Ideen erneut an und ergänzen Sie, falls Sie neue Ideen haben.
  • gibt es Ideen, die in dieselbe Kategorie passen? Stellen Sie diese zusammen und geben der Kategorie einen Namen
  • Machen Sie eine Hitliste – welche Ideen gefallen Ihnen am Besten? Gibt es eine Häufung in einer Kategorie?

Schritt 6: Beginnen Sie, das Problem zu lösen

nehmen Sie die ersten 5 Ideen Ihrer Hitliste und skizzieren Sie daraus ein Konzept. (Beschreibung, Visualisierung, Ablaufdiagramm)

Schritt 7: Bitten Sie um Hilfe

  • zeigen Sie Ihr Konzept einem Kollegen (nicht Ihrem Auftraggeber)
  • beschreiben Sie ihm, wie Sie vorgegangen sind (Schritt 1 – 6) und bitten Sie den Kollegen um ehrliches Feedback
  • hören Sie zu und machen Sie Notizen
  • versuchen Sie nicht, Ihr Konzept zu rechtfertigen
  • bitten Sie den Kollegen um weitere Ideen oder auch Recherchequellen
  • bedanken Sie sich für die Hilfe
  • zeigen Sie Ihr Konzept einer weiteren Person

Schritt 8: Arbeiten Sie das Feedback in Ihr Konzept ein und verfeinern sie es

Gehen Sie zurück und legen Konzept und Feedback vor sich hin. Sinnieren Sie einfach darüber und überlegen, was Sie an Ihrem Konzept anpassen wollen (sie müssen nicht alles einarbeiten, was Ihre Feedbackgeber genannt haben)

Schritt 9: Zeigen Sie das Konzept Ihrem Auftraggeber

Gehen Sie vor, wie in Schritt 7 beschrieben. Falls aus dem Gespräch mit dem Auftraggeber neue Kenntnisse entstehen, formulieren Sie ggf. die Problemstellung um. Schreiben Sie dafür erneut einen ganzen Satz.

Schritt 10: Arbeiten Sie das Feedback Ihres Auftraggebers in das Konzept ein

Weitere Schritte:

Ab hier können Sie an einem beliebigen Schritt im beschriebenen Ablauf wieder einsteigen. Wiederholen Sie solange, bis Sie und Ihr Auftraggeber das Konzept wirklich mögen. Dann beginnen Sie mit der Planung, wie die Umsetzung erfolgen soll.