gezeitenraum

Träume leben – geht das nur am Meer?

Als Schwäbin habe ich Schleswig-Holstein vor vielen Jahren lieben gelernt. Doch erst die Digitalisierung hat Christian und mir den Schritt in die Selbständigkeit und die Verwirklichung unseres Traums ermöglicht: die Lebensqualität in den Mittelpunkt zu stellen und unsere drei Kinder am Meer aufwachsen zu lassen.

Mit diesem Lebensmodell sind wir heute noch Exoten. Und entsprechend ziehen wir im Augenblick auch viel Aufmerksamkeit auf uns.

2016 war daher auch ein Jahr voller medialer Aufmerksamkeit für uns – wir dürfen per Video als Botschafter für die Landesentwicklungsstrategie und die Digitale Agenda Schleswig-Holsteins darüber erzählen, wie wir in Sankt Peter-Ording unsere Vorstellung von einem ausgeglichenen Leben im Spannungsfeld zwischen Arbeit, Familie und Freizeit verwirklichen können. Und auch der Kreis Nordfriesland stellt uns im Rahmen eines Videos den Menschen vor, die als Fachkräfte hier händeringend gesucht werden.

Wir verstehen uns als Botschafter für einen Lebensstil, der geprägt ist von der Einsicht, dass wir auf Dauer nur zufrieden (ich verwende bewusst nicht den Ausdruck „Glück“) sein können, wenn wir das oben genannte Spannungsfeld aktiv gestalten. Deshalb teilen wir natürlich diese Beiträge sehr gerne bei Facebook oder Twitter.

Ein Kommentar bei Facebook hat mich sehr nachdenklich gestimmt: 
„Toller Beitrag liebe Inga, leider ist das nicht in jedem Beruf möglich.“

 

Ist das so?

Natürlich kann nicht jeder am Meer oder von zu Hause aus arbeiten. Aber mal abgesehen davon, dass ich der festen Überzeugung bin, dass jeder, der wirklich will, am Meer leben kann, spricht die Frage einen ganz anderen Aspekt an.

Ist es wirklich so, dass man nicht in jedem Beruf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeit, Familie und Freizeit gestalten kann?

Meine Antwort hierauf ist ein klares NEIN!
Wie überall im Leben geht es darum, klare Prioritäten zu setzen und Grenzen zu ziehen. Es gibt kein Leben ohne Risiken, auch wer maximale Sicherheitsvorkehrungen trifft, kann sich nicht vor tiefgreifenden Ereignissen des Lebens schützen. Aber es gibt immer eine Wahl, wie man damit umgeht.

Wir haben uns für den Zauber des Lebens in St. Peter entschieden. Damit ging für mich einher, dass ich mich entschieden habe, meinen festen Job bei einem großen Softwareunternehmen gegen das Wagnis einer Selbständigkeit einzutauschen. Obwohl wir heute sehr erfolgreich mit gezeitenraum sind, ist es schlechter absehbar, wie sich die Selbständigkeit auf meine Lebensvorsorge für Krankheit und Alter auswirkt.

 

gezeitenraum

Dafür leben wir mehr im Augenblick, genießen unsere großen und kleinen Erfolge und halten bewusster inne, um wahrzunehmen, wie wir unser Leben gestalten wollen.

 

Geht das nur am Meer?

NEIN! Jeder hat doch seinen eigenen Lieblings- oder Sehnsuchtsort. Mancher Sehnsuchtsort zieht seinen Reiz vielleicht auch nur daraus, dass er eine Sehnsucht bleibt. Trotzdem sollte der Lebensort einer sein, an dem man sich wohl- und angenommen fühlt, an dem man Kraft schöpfen kann, wenn das Leben mehr Kraft nimmt als gibt.

 

Geht das nur als Selbständiger?

NEIN! Für den einen passt das Leben als Angestellter in einem Unternehmen besser, für den anderen ist es die Selbständigkeit.

In jedem Fall ist es wichtig, die Lebensschwerpunkte in Balance zu halten, damit wir uns in jedem Lebensabschnitt zurecht finden und nicht eine Zukunft herbeisehnen und darüber die Gegenwart und damit uns selbst verlieren.

Interessanterweise scheint es in Schleswig-Holstein besonders viele Menschen zu geben, denen das besonders gut gelingt. An der Spitze des regionalen „Glücksrankings“ im Glücksatlas der Post steht Schleswig-Holstein 2016 das vierte Mal in Folge auf Platz eins in Deutschland.

Das Land Schleswig-Holstein hat das erkannt und das Thema Lebensqualität als Schwerpunktthema in der vor kurzem vorgelegten Landesentwicklungsstrategie gesetzt.

Lebensqualität als Standortfaktor zu erkennen ist eine ganz neue Perspektive, die von Schleswig-Holstein ausstrahlt und dazu dienen soll, Fachkräfte hier zu binden und mehr Menschen davon zu überzeugen, sich für ein Leben im nördlichsten Bundesland zu begeistern. 
Aber auch Unternehmen sollen bundesweit dadurch ermuntert werden, Schleswig-Holstein als Wettbewerbsvorteil zu erkennen, wenn es darum geht, Mitarbeiter für sich zu begeistern, die durch ein ausgeglichenes, glückliches Leben die Zukuntsfähigkeit sichern.

Wurden wir „Wieles“ bei unserem Schritt anfangs noch als Exoten angesehen, gelten wir für viele inzwischen als Vorbild.

Unsere Gegenwart ist mehr denn je vom Wandel geprägt – Digitalisierung, Disruption von Geschäftsmodellen, Wertvorstellungen, …..

Dafür werden längst nicht nur technische Fertigkeiten benötigt, um den Wandel zu gestalten. Lebensqualität, digitale Infrastruktur und ein offenes Netzwerk sind die Basis, auf der wir dazu beitragen wollen, dass zukünftig viele tolle Geschichten in Schleswig-Holstein entstehen.