Einfach ist es einfach nicht

Von Zeit zu Zeit setzen Christian und ich uns zusammen, um zu überlegen, wie wir unser Geschäft bei gezeitenraum so ausrichten, dass unsere Aufträge uns wirklich Spaß machen und wir unsere Stärken so zum Einsatz bringen können, dass unsere Kunden weiterkommen und begeistert von der Zusammenarbeit sind.

Dabei nutzen wir gerne Methoden, die wir gerade neu kennengelernt oder über die wir gelesen haben.

Wenn wir diese neuen Methoden oder Denkansätze ausprobieren, erleben wir sie ganz ähnlich, wie wenn wir ein Gesellschaftsspiel zum ersten Mal spielen.

Wir sitzen da mit dem Buch als Gebrauchsanweisung und lesen die Regeln durch. Dann schauen wir, welche Hilfsmittel brauchen (im Zweifelsfall natürlich immer Post-Its und Pen68-Stifte). Da wir ungeduldig sind, versuchen wir so schnell wie möglich die Regeln zu überfliegen oder sogar aus dem Kopf zu rekonstruieren und einfach mal anzufangen.

Nach kurzer Zeit sind wir dann häufig schon ein bisschen angenervt. Die Methode klang viel einfacher, als sie jetzt auf einmal wirkt. Wozu brauchen wir die verschiedenen Felder oder die unterschiedlichen Farben? Wozu soll es gut sein, genau diese Regel zu befolgen? Frust macht sich breit.

Mittlerweile haben wir uns angewöhnt, uns beim ersten Versuch nicht entmutigen zu lassen.
Also nochmal von vorne. Die Regeln nochmal komplett durchlesen – sehr öde. Aber okay, wenn’s schön macht…. Der zweite Durchlauf ist meist immer noch krampfig und das Ergebnis erst recht. Wenn wir gewusst hätten, dass an der 5. Stelle genau diese Frage beantwortet werden muss, warum haben wir dann den ersten Schritt nicht ganz anders getan?

Also nochmal von vorne – jetzt sehen wir schon klarer. Eigentlich gar nicht so schlecht, diese Vorgehensweise. Viel einfacher, als es noch vor einer halben Stunde aussah. Das Ergebnis ist immer noch nicht der Durchbruch, aber vielleicht wird der nächste Durchlauf besser. Lass uns kurz gemeinsam überlegen, wie wir die Logik besser nutzen können, um das Ergebnis zu verbessern. Und dann einfach nochmal.

Das Ergebnis überrascht in der Regel – nicht weil es komplett neu ist, aber weil uns auf dem Weg so viel klar wurde. Was ist Christian wichtig, was mir? Wo haben wir dieselbe Zielsetzung, wo unterscheidet sie sich? Wie können wir diese Unterschiede so zusammenbringen, dass wir gemeinsam vorankommen? Welche Aktivitäten müssen wir ins Auge fassen, um unserem Ziel näher zu kommen?

Dann unterbrechen wir und lassen das Ergebnis im Raum stehen. Wir haben gelernt, dass intensive Denkprozesse immer einen Verdauungsprozess brauchen. Unserer Erfahrung nach setzen ungefähr 24 Stunden später die Kreativitätskräfte ein. Auf einmal sprudelt es im Kopf, richtig gute Ideen formen sich und wir sind fast besorgt, nicht alles verarbeiten zu können.

Die so entstandenen neuen Einsichten und Ideen verfeinern unser vorhergehendes Ergebnis. Auf dieser Basis gehen wir erste Schritte in die Umsetzung, holen uns Feedback und gehen weiter voran.

Bei unseren Kunden sehen wir ähnliche Effekte. Manchmal dauert es Wochen, bis die AHA-Erlebnisse sich einstellen. Wir beobachten dann auch wachsendes Vertrauen in die neuen Wege, die wir mit ihnen gemeinsam einschlagen. Für uns zählt die dadurch entstehende Zuversicht – das feste Vertrauen darauf, dass Dinge, die mit Ernsthaftigkeit verfolgt werden, auf Dauer auch erfolgreich sein werden. Das meint Pippi Langstrumpf vermutlich, wenn sie sagt: „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“

Was wir daraus gelernt haben?

  • Neue Situationen sind meist unübersichtlich.
  • Es lohnt sich, die Rahmenbedingungen zu erforschen
  • Niemals nach dem ersten Versuch aufgeben
  • Ergebnisse von Zwischenschritten nicht unterschätzen
  • Echte Kreativität kann dauern.
  • Wenn der Erfolg sich einstellt, sieht es immer einfach aus.