Praxisbeispiel: Teamausrichtung durch Design Thinking

In unserem vorhergehenden Beitrag hatten wir gezeigt, dass Design Thinking innerhalb von Projektteams zu einem gemeinsamen Problem- und Lösungsverständnis führt. Dass dies funktioniert, erläutern wir hier an einem Kundenbeispiel, welches wir aus Vertraulichkeitsgründen etwas abgewandelt haben.

Der Kunde plante eine Keynote für eine Konferenz, bei der ein Prominenter als Sponsor gewonnen werden sollte. Motto und Ablauf der Keynote sollten im Workshop festgelegt werden. Die Projektbeteiligten kamen aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen (Produktion, Vertrieb, Marketing, Kommunikation), die bereits in der Vergangenheit häufig zusammengearbeitet hatten, allerdings ganz unterschiedliche Interessen verfolgten.

Die Keynote sollte das Image als sozial verantwortliches Unternehmen untermauern. Die Fragestellung für den Workshop war: „Wie können wir den Sponsor überzeugen aber auch für Presse und Bestandskunden eine gute Vorstellung bieten?“

In der initialen Diskussion stellte sich schnell heraus, dass die Beteiligten unterschiedlichste Lösungsansätze bereits im Kopf hatten, die jedoch schwer miteinander vereinbar waren.

Um einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu finden stellten wir die folgende Frage:

Wer ist der Kunde?
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Es mag absurd klingen, aber die Antworten waren: die Geschäftsführung, das Marketing, die Presseabteilung. Es stellte sich heraus, dass zwar der Sponsor adressiert werden sollte, im Hintergrund jedoch vielfältige andere bereichsspezifische Interessen standen. Der Hinweis, dass der Sponsor der Kunde der Präsentation sei, löste große Verblüffung aus. Allerdings leuchtete allen Beteiligten ein, dass ihre Bereichsinteressen in dem Augenblick erfüllt sein würden, in dem der Sponsor überzeugt sein würde.

Ein Bild des Sponsoren wurde an die Wand gehängt, um diesen Standpunkt für alle Beteiligten dauerhaft sichtbar zu machen.

Wann wird der Kunde überzeugt?
Nachdem der Kunde feststand, fielen die Antworten darauf leicht:

  • wenn das Thema gesellschaftlich relevant ist,
  • emotional berührt und
  • einen Bezug zu unseren Produkten hat.

Da auch die Presse anwesend sein würde, fassten wir diesen Standpunkt so zusammen „Wie können wir dem Sponsor Bilder liefern, die auch positiv zu seinem Image beitragen?“. So würde eine Win-Win-Situation entstehen. [singlepic id=160 w=320 h=240 float=center]

Ideenfindung
Basierend auf diesem Ausgangspunkt wurden in kürzester Zeit viele Ideen gefunden, die die gewünschten Kriterien erfüllten. Die Wahl fiel auf ein Produkt, das in Zusammenarbeit mit Schülern entwickelt wurde und das in der Keynote vorgestellt werden sollte.

Storyboard als Prototyp
Um den Ablauf der Keynote möglichst lebendig werden zu lassen, erstelltendas Team einen selbstgezeichneten Comic mit mehreren Sequenzen.
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  • Bild 1: Schüler bereiten auf der Bühne die Produktdemonstration vor
  • Bild 2: Der Geschäftsführer betritt mit dem Sponsor die Bühne und die Schüler führen das Produkt vor
  • Bild 3: Der Sponsor zeigt sichtlich Interesse, neigt sich den Schülern zu und stellt zusätzliche Fragen
  • Bild 4: Die Schüler und der Geschäftsführer antworten
  • Bild 5: Der Sponsor klatscht und verlässt die Bühne

Dieses Storyboard wurde ausserdem vom Team in einem kurzen Rollenspiel vorgeführt.

Nach einem Tag Workshop trennten sich die Teilnehmer mit einer gemeinsamen Vision für die Keynote, die sich auf folgende 3 Bestandteile stützte:

  • Persona: Sponsor
  • Standpunkt: Wie können wir dem Sponsor Bilder liefern, die auch positiv zu seinem Image beitragen?
  • Storyboard

Ein halbes Jahr später fand die Konferenz statt – das Ergebnis:

  • Die Keynote lief genau so ab, wie im Storyboard beschrieben
  • Der Sponsor unterschrieb den Vertrag
  • Die Presse berichtete von der beeindruckenden Keynote

Das gemeinsame Verständnis bei allen Teammitgliedern führte zu einer in sich stimmigen Präsentation, die alle Beteiligten überzeugt und zum gewünschten Erfolg geführt hatte.